Das 19. Jahrhundert stand in Spanien zwar ebenfalls ganz im Zeichen einer an nationalen Traditionen orientierten Musik, allerdings ging das Land wie so oft auch hier seinen eigenen Weg: Im Gegensatz zu Mittel- und Osteuropa entstanden hier nämlich weniger groß angelegte Sinfonien und Opern als vielmehr zahlreiche Lieder mit dem klassischen Begleitinstrument Spaniens, der Gitarre. 'Nur Lieder mit Gitarre statt Sinfonik und musikalischem Drama?', mag da jetzt manch einer die Stirn runzeln, dabei sagt die 'kleine' Form des Lieds überhaupt nichts über das kompositorische Gewicht der Werke aus. Dies gilt in besonderem Maße für Enrique Granados (1867-1916) und Manuel de Falla (1876-1946), zwei der ganz großen Exponenten der spanischen Musik der Spätromantik bzw. der Klassischen Moderne. Beide komponierten nicht nur in den bekannten Großformen, sondern bedienten auch die Gattung Lied mit zahlreichen Kostbarkeiten, die folkloristisch anmutende Melodien und kompositorische Raffinesse trefflich miteinander verbinden. Die beiden Zyklen Tonadillas escritas en estilo antiguo (1910) und Siete canciones populares españolas (1914) zeigen zugleich einen jeweils sehr eigenen Personalstil. Von diesem faszinierenden stimmlichen Kosmos abseits gewohnter Pfade hat sich die weltberühmte und vielfach preisgekrönte spanische Sopranistin Núria Rial faszinieren und inspirieren lassen. Für ihren Ausflug in das hierzulande immer noch viel zu wenig beachtete Repertoire fand sie zudem mit dem bekannten Lauteninsten und Gitarristen Edin Karamazov einen wirklich kongenialen Begleiter. Und so entstand für COVIELLO CLASSICS ein wunderbares Lied-Album, das auf intime, aber dennoch ganz intensive Weise das Wesen der spanischen Seele in Tönen wiedergibt. Etwas, das freilich nur dann gelingen kann, wenn wie im vorliegenden Fall die Chemie zwischen zwei herausragenden Interpreten stimmt.
