Für Beethoven war nichts selbstverständlich, nichts war jemals mühelos, und doch verrät seine Musik trotz dieses fortwährenden Kampfes mit dem vorliegenden Material (meist) nicht die Mühe dahinter, es sei denn, er will dies ausdrücklich zeigen. Das Bild des neuen Prometheus, des Misanthropen, der gezwungen ist, die ausgeklügeltsten Klangkombinationen zu schaffen, die zu seiner Zeit erdacht wurden, ohne die Ergebnisse zu hören, verdeckt in dem berühmten Porträt von Joseph Karl Stieler, das auch diese Sammlung ziert, eines: Die außergewöhnliche Persönlichkeit eines zutiefst großzügigen, humanistischen Menschen hinter der ergreifenden Figur der Leonore oder in so bewegenden Sätzen wie dem Andante cantabile der Klaviersonate op. 13 »Pathétique« oder dem Adagio cantabile der 7. Violinsonate. Es sind vielleicht diese zutiefst menschlichen Momente in Beethovens Musik, die bis heute, im Jahr seines 250. Geburtstages, die Kraft besitzen, den Zuhörer zu bewegen.
