Rückschau-Übungen
Selbsterziehung durch Willenskultur
Das dritte große Gebiet des anthroposophischen Schulungsweges, die Rückschau-Übungen, steht oft im Schatten der beiden andern Gebiete, der Meditations-Übungen, durch die das Denken eine Verlebendigung erfährt, und der Nebenübungen, die das Gefühlsleben schulen. Doch hat Rudolf Steiner auch für diese zentralen Übungen des Willens über die Jahre hin mannigfaltige Anregungen gegeben.
Diese reichen von den frühen, oft individuellen Angaben zum Rückblick auf den Tag über verschiedene Arten der Rückschau auf vergangene Ereignisse des eigenen Lebens bis hin zu karmischen Übungen. Es finden sich Anregungen, sich Gedichte oder Melodien rückwärts vor die Seele zu stellen, um das Vorstellen von der Gebundenheit an die physische Welt loszureißen eine Grundbedingung für die Geist-Erkenntnis , und Rückschau-Übungen, die die soziale Fähigkeit in uns so schulen, daß Imaginationen des anderen Menschen in uns erstehen können. Aus den späten Vorträgen Rudolf Steiners tönt uns immer wieder das Motiv entgegen, daß wir durch die Rückschau-Übungen den Willen durchlichten können und dadurch den physischen Leib zum Wahrnehmungsorgan für die geistige Welt umgestalten können.
Die Ausführungen Rudolf Steiners zum Thema Rückschau, deren Fülle die Bedeutung dieser Übung unterstreicht, sind hier in ihren wichtigsten Aspekten erstmals zusammengestellt und in sieben Kapiteln thematisch gegliedert. Die verschiedenen Nuancierungen und Gewichtungen können dem Übenden eine Vielfalt an Anregungen für dieses zentrale Gebiet der Geistesschulung geben.
Die Kapitel:
Rückschau auf den Tag Umgestaltung der Gedächtniskraft
Rückschau auf Lebensereignisse Erwecken des höheren Menschen in uns
Rückschau vom Gesichtspunkt der andern Erwecken sozialer Impulse
Rückschau-Übung zur Erfassung karmischer Zusammenhänge
Übungen des Rückwärtsdenkens die Durchlichtung des Willens
Rückschau und Kamaloka
Rückschau und Pädagogik
Zitat
Wenn der Mensch zum Beispiel während er sonst gewöhnt ist, mit seinem Denken nur die äußeren sinnlichen Vorgänge von rückwärts nach vorne zu verfolgen sein Denken umstellt, zum Beispiel abends dasjenige, was er zuletzt erlebt hat, vorstellt, dann dasjenige, was er früher am Tage erlebt hat und so zurück bis zum Morgen, wenn er also gewissermaßen die Naturordnung in umgekehrter Folge vor seiner Seele darstellt, dann reißt er sich mit seinem Denken, das sonst an dem Naturlaufe haftet, das vom Früheren zum Späteren geht, los von diesem Naturlaufe. Er denkt dem Lauf der Natur entgegengesetzt. Dadurch erkraftet sich der Wille, der in dem Denken liegt.
(Rotterdam, 1. November 1922, GA 297a/132f.)